Alles eine Frage der Logistik
Warum
tu´ ich mir das eigentlich an? Sonntag
morgen, sieben Uhr zehn. Der Radiowecker plärrt mir ins Ohr.
Ich steige aus dem Bett und torkele ins Bad. Oh Gott, ich sehe aus
wie Rudolph mit der roten Nase! Der achte Glühwein gestern
auf dem Weihnachtsmarkt war eindeutig schlecht und ich lasse ihn
zurückgehen. Schnell Zähne putzen und Augenringe übertünchen.
Abteilungsleiter Armin hat für so was einen Röntgenblick:
er sieht dir direkt in die Blutbahn. Deo untern Arm, die Laufhose
muffelt etwas, aber für heute früh geht es noch. Wir sind
ja an der frischen Luft. Kinder wecken, Kaffee kochen. Der freundliche
Ehemann
zieht sich aufs Klo zurück, bis alles parat ist. Der rote Rucksack
muss gepackt werden. Das Baby wird fix gewickelt und an den Autositz
gefesselt. Kinderwagen zusammenklappen, Startnummern suchen, die
bis zur Unkenntlichkeit mit Matsch verklumpten Schuhe werden auf
gut Glück dem jeweiligen Träger zugeordnet. Alle ins Auto,
aber dalli!
Der freundliche Ehemann mit der intakten Verdauung erklärt
sich bereit zu fahren. Das Baby wird zur Oma verfrachtet. Wickeltasche
vergessen, wie auch letzten Sonntag. Schnell noch mal heim und Tasche
holen, Baby knutschen und rauf auf die Autobahn. Goldbacher Winterlauf,
du Jungbrunnen, du Lebensborn! Meine Laufzeit ist mir wurscht. Ich
bewege mich mit meinen Buben eine gute Stunde lang an der frischen
Luft. Durch das „Training“ mit dem Rucksack auf dem
Rücken kann ich nächstes Jahr mit Volker
den K2 besteigen. Was den Rucksack angeht: nein, Udo,
da sind keine Steine drin! Es sind taufrische, eisgekühlte
Salamibrote und ein Liter Kinderpunsch. Man muss die Kinder schließlich
bei Laune halten. Im Ziel ist auch meine Laune bestens und meine
Augenringe sind weg.
Na, wenn das kein Grund ist, sonntags morgens um sieben Uhr zehn
aufzustehen... |